Vorwort der Verfasser

 

Vor etwa neun Jahren trafen wir (Markus Müller, Fritz Mauz und Reinhard Mauz) uns im Heimatmuseum in Denkendorf, und stellten übereinstimmend fest, dass wir – unabhängig voneinander – am gleichen Punkt unserer jeweiligen Familienforschung angelangt waren: bei unseren Denkendorfer Vorfahren. Und das gemeinsame Problem bestand nun nicht darin, eine Stammlinie bis zum ersten Namens-Vorfahren nachzuzeichnen, sondern in dem weitverzweigten örtlichen Verwandtengeflecht. Bereits wenige Generationen in Denkendorf zurückgehend, waren über Geschwister und Ehefrauen praktisch nahezu alle „alten“ Denkendorfer Familiennamen verwandtschaftlich vertreten.

 

Wir beschlossen, das Projekt als Team in Angriff zu nehmen, wohl abschätzend, was an Arbeits- und Zeitaufwand zu erbringen sein würde. Allein die Kirchenbücher und Standesamtregister hatten einen Umfang von etwa 11.000 Seiten – sonstige Archivalien nicht mitgerechnet. Neben den unterschiedlichen Talenten jedes Einzelnen brauchte es auch gelegentlich der Motivation einer zielorientiert arbeitenden Gruppe.

 

Die Problemlösung bestand in der Erstellung eines Ortsfamilienbuches, das dem Familienforscher ausreichende qualifizierte Hilfestellung geben und dem Interessierten aufzeigen sollte, „wer ist mit wem und wie verwandt?“. Basis sollten im Wesentlichen die Kirchenbücher sein, die mit dem Jahr 1585 beginnen, bzw. ab 1876 dann die Sterberegister des Standesamtes. Das Ende des Betrachtungszeitraums sahen wir beim Jahr 1945. Neben Gründen des Datenschutzes war hierfür auch der Umstand ausschlaggebend, dass mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine große Zahl von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen nach Denkendorf kam. Dieser Personenkreis fand hier zwar eine neue Heimat, die Familiengeschichte gründete aber nicht in Denkendorf. Der umfängliche Rahmen des im Entstehen begriffenen Ortsfamilienbuches wäre gesprengt worden, ohne dass sich ein Mehr an Aussagekraft ergeben hätte. Für diese Personen ist das vorliegende Buch i.d.R. bei einer Einheirat in eine alte Denkendorfer Familie von Interesse.

 

Wir wollten möglichst alle verfügbaren historischen Quellen nutzen und ein Werk nach heutigen wissenschaftlichen Grundsätzen und nach den „Standards für Ortsfamilienbücher“ des Vereins für Familienkunde in Baden-Württemberg e.V. erstellen. Das Bundesdatenschutzgesetz sollte strenge Beachtung finden.

 

Für die Realisierung unseres Vorhabens mit derzeit etwa 40.000 aktiven Datensätzen benutzten wir die Software „Legacy“, ein komfortables Genealogie-Datenbanksystem. Wir wollten bewusst über die reinen Lebensdaten wie Geburts-, Heirats-, Sterbedatum und Kinder der Personen hinausgehen und auch – soweit wir auf solche stießen – weitere interessante personenbezogene Sachverhalte hinterlegen. Hierzu gehören Fragen des Besitzstandes und der Lebensumstände wie beispielsweise der Beruf, öffentliche Ehrenämter oder der Wohnort. So entsteht mit zusätzlichen Informationen ein Bild vom Leben eines Menschen in einer Vorfahrenreihe.

 

Bereits während der Erstellung des OFBD stießen wir auf breites öffentliches Interesse. Dies führte zu Informationen über Absicht und Stand unseres Vorhabens in der Tagespresse, aber auch zu Vorträgen mit einem teilweise intensiven Gedankenaustausch mit den künftigen potenziellen Nutzern des Buches. Es erreichten uns zahlreiche konkrete Anfragen und Anregungen von Familienforschern. Wir nahmen alle Hinweise auf, beispielsweise für in Denkendorf zuziehende Personen, oder zur für sinnvoll gehaltenen Darstellungstiefe. Wir weisen bei der jeweiligen Person auf die vorhandene Quellenlage hin, lassen andererseits dem Familienforscher aber noch den Raum für weiteres eigenes Forschen und für Überraschungsmomente und Erkenntnisse in der Erstellung einer Ahnenliste.

 

Bei vielen Familien des OFBD ergab sich die Notwendigkeit zu ergänzenden Aussagen. In den betreffenden Fällen haben wir dem Verzeichnis aller Personen (Familienbuch) Vorbemerkungen beigefügt. Aufgeführt sind dort neben den Namens-Varianten u.a. das erste Vorkommen in Denkendorf (mit Person und Quellenangabe), die Unterlagen für weitere Vorkommen, die wahrscheinliche  Namensentstehung, etc.

 

Wenn es in den Unterlagen nicht konkret vermerkt war, haben wir uns der Vermutung von Verwandtschaftsverhältnissen enthalten. Häufig lassen sich Generationenfolgen über die Zeitschiene erfassen.

 

Eine feste und unveränderliche Namensschreibweise“ gibt es erst seit dem Inkrafttreten des BGB vom 01. Januar 1900. Davor gab es unterschiedliche Schreibweisen, die im freien Ermessen des Namensinhabers oder des Schreibers lagen. Greber, Gräber, Krenn, Freschlin standen für die heutigen Gröber, Krinn und Fröschle. Und auch ein an- oder abwesendes „t“ in Kurtz, Schwartz, Metzger, Fetzer oder Mautz sind kein Indiz für oder gegen eine Verwandtschaft. Für weit zurückliegende Zeiten drängt sich der Eindruck auf, dass Hör- und Schreibvermögen des Schreibers häufig auseinander fielen. Konnte der Namensinhaber nicht lesen und schreiben, unterblieb eine Korrektur.

Aus dem Fotoalbum von Erwin Schroth; Hochzeitszug zur Kirche in der Kirchstrasse 1950.
Aus dem Fotoalbum von Erwin Schroth; Hochzeitszug zur Kirche in der Kirchstrasse 1950.

Die systematische Forschungsarbeit in den Archiven ergab Einblicke in die Lebensumstände und in die materiellen Grundlagen unserer Vorfahren. Wir stießen auf neue Namen und bisher unbekannte familiäre Zusammenhänge. Naheliegend war, diese Quellen in schriftlicher Form für die genealogische Forschungsarbeit und für die landesgeschichtliche Forschung zu editieren. Dies geschah in Form von Buchveröffentlichungen oder als redaktionelle Beiträge in genealogischen Fachzeitschriften.

 

Die Unterlagen belegen die Anwesenheit der Familien teilweise zurück bis ins 14. Jahrhundert. Auch wenn die Frage der Filiation für diese Zeiträume nicht durchgängig gegeben ist, erschien doch eine systematische Durchsicht und Erfassung geboten. Trotz der äußerst zeitaufwändigen Durchforstung der verfügbaren Unterlagen in den Archiven ist es nicht ausgeschlossen, sondern wahrscheinlich und wünschenswert, dass weitere und bisher unberücksichtigte Unterlagen auftauchen. Um das OFBD auch künftig auf aktuellem Kenntnisstand zu halten, sind wir für entsprechende Hinweise dankbar.

 

Vor dem Hintergrund der immensen Datenfülle und der sich über die Jahre hinziehenden Bearbeitung bitten wir um Nachsicht für trotz größtmöglicher Sorgfalt enthaltene Fehler. Für Hinweise sind wir dankbar.

 

Unser besonderer Dank gilt dem Evangelischen Pfarramt Denkendorf und Herrn Pfarrer Dr. Noormann, den Damen und Herren des Hauptstaatsarchivs Stuttgart für die geduldige Unterstützung zu den umfangreichen Unterlagen des Klosters Denkendorf, den Damen und Herren des Landeskirchlichen Archivs in Möhringen, des Kreisarchivs Esslingen und der umliegenden Stadt- und Gemeindearchive für die zuvorkommende Hilfe.

 

Wir wünschen den Lesern und insbesondere den Ahnenforschern unter ihnen viel Vergnügen und neue Erkenntnisse beim Gebrauch dieses Buches.

 

 

 

Denkendorf, im August 2016

 

 

 

Fritz Mauz          Markus Müller             Reinhard Mauz